2021-08-15 Bienen zurückgeholt

Vor meinem Urlaub habe ich meine Rheinbienen evakuiert.

Mein Imkerpate hat während meiner Abwesenheit auf die zwei Völker achtgegeben. Ein Ableger hat sich sehr gut entwickelt, so dass ich mit drei Völkern nach Hause fahren konnte. Am 14. August habe ich spät abends die Völker aus dem Sommerurlaub abgeholt und erst einmal bei mir im Vorgarten aufgestellt. Am nächsten Tag wollte ich die drei Völker auf meine zwei Honnefer Standorte verteilen. Einer der Standorte war am 15. August jedoch nicht zugänglich.

Ich habe also ein Volk an den anderen Standort gefahren.
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Zwei weitere Völker sind in meinem Vorgarten geblieben.
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Bei einem Volk in meinem Vorgarten hatte ich Zweifel, ob es überhaupt noch lebt. Bei einer ersten Durchsicht konnte ich keine Königin und keine Brut entdecken. Ich musste also davon ausgehen, dass dieses Volk weisellos und damit biologisch tot ist. Eine Nachbarin hat in der Zwischenzeit ihre Sorge geäußert, dass sie eine Bienengift-Allergie haben könnte. Ich habe das weisellose Volk daher am nächsten Tag an den Rhein-Standort gefahren. Im Vorgarten ist das weiselrichtige – und damit friedlichere – Volk geblieben.

Vorgarten? Oja, das klingt nach Ärger. Wir teilen uns die Hauswand mit einem älteren Rentner-Ehepaar, die sich seit ihrem Eintritt in den Ruhestand sehr zu ihrem Nachteil verändert haben und ziemlich streitsüchtig geworden ist. Ich habe daher mit einer Beschwerde gerechnet und fürsorglich das Ordnungsamt angeschrieben.

Wortlaut meiner E-Mail
Hier findest Du den Wortlaut meiner E-Mails ans Ordnungsamt.
Sehr geehrter Herr X,

ich mache gerade einen Neuimker-Lehrgang. Im Rahmen der Völkerpflege musste ich zwei Völker in meinem Vorgarten „parken“. Da ich meine Nachbarn gut genug kenne, um zu wissen, dass Sie spätestens Ende dieser Woche eine Beschwerde bekommen, möchte ich gern proaktiv auf Sie zugehen.

Eines der Völker ist weisellos und wird in Kürze aufgelöst. Der rote Kasten in meinem Vorgarten wird daher innerhalb kürzester Zeit wieder verschwinden. Das Volk im gelben Kasten muss sich nach dem Umzug erstmal wieder erholen. Es wird spätestens nach der Winterruhe eine neue Bleibe finden.

Ich habe mich beim Kreis SU und bei der Landwirtschaftskammer angemeldet. Mein Imkervater ist Y. Er achtet darauf, dass ich meine Imkerei nach den Regeln der Zunft führe.

Bei der Wahl des Standortes habe ich mich am „Mühlen-Katalog“ orientiert: drei Meter Abstand zur Grundstücksgrenze (sowohl Nachbar als auch Straße), das Flugloch zeigt in Richtung meines Hauses. Die Bienen fliegen über das Grundstück meiner Frau und mir aus. Das Volk ist ausgesprochen sanftmütig. Es ist daher nicht davon auszugehen, dass Nachbarn oder Passanten gestochen werden.

Ich bitte Sie, mir kurze Rückmeldung zu geben, ob aus Sicht des Ordnungsamtes Einwände bestehen.

Vielen Dank und freundliche Grüße
Florian Siebler-Guth

Anfang September hat das Ordnungsamt sich tatsächlich gemeldet. Es seien Beschwerden meiner direkten Nachbarn gekommen. Entgegen meiner Zusicherung wären die Grenzabstände nicht eingehalten worden. Ich habe daher den Zollstock ausgelegt und fotografiert.
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Es ist eindeutig, dass der Stock mehr als drei Meter von der Grundstücksgrenze entfernt steht – und zwar zum Nachbargrundstück und zur Straße hin. Aufgrund der Andeutungen konnte ich ahnen, wer aus der Nachbarschaft sich außer dem Rentner-Ehepaar beschwert hat.

Jedenfalls war das Ordnungsamt zufrieden, nachdem ich die Fotos gemailt hatte. Ich habe nun per E-Mail die Bestätigung, dass das Ordnungsamt keinen Veranlassung sieht, tätig zu werden. Die Grenzabstände sind so großzügig bemessen, dass weder für die Öffentlichkeit (Passanten) noch für meine Nachbarn (besagtes Ehepaar) eine Gefahr ausgeht. Die Bienen können bleiben.

Ich war froh, dass wir uns im Lehrgang mit der Frage nach dem optimalen Standort beschäftigt haben. Zwar sehe ich den Mühlen-Katalog sehr kritisch, insbesondere wenn er unreflektiert angewandt wird. Er hat mir aber wertvolle Hinweise gegeben, wie ich meine Stöcke aufzustellen habe. Und vor allem hat mir der Mühlen-Katalog geholfen, schlüssig zu argumentieren.

Was habe ich sonst noch gelernt?
Im Dialog mit meinem Imkerpaten habe ich erkannt, dass es nicht sinnvoll ist, eine Stockkarte per App zu führen. Mein Imkerpate hat keinen Zugriff auf meine App-Daten, so dass er nicht weiß, wie sich die Völker in der Vergangenheit entwickelt haben. Ich habe daher für jedes Volk eine Stockkarte ausgedruckt und sie zusammen mit einem Kugelschreiber in den Deckel der Beute gelegt. Da ich keine App mehr nutze, entfällt die Notwendigkeit, den Völkern Namen zu geben. Also, die Aufzählung „Volk-A“, „Volk-B“ usw. werde ich sein lassen.


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